Filmkritik: Planet der Affen Revolution - Von Bösewichten, Helden und Gaunern

© 2014 Twentieth Century Fox

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Planet der Affen: Revolution. “Yes!”, entfuhr es mir, als klar war, dass ich zu der Pressevorführung gehe. Ursprünglich sollte mein Weltenschummler-Compañero Daniel hin, aber der war unter mysteriösen Umständen plötzlich erkrankt *hüstel*… (Dr. Evil face goes here). Der erste Teil des Reboots war überraschend gut - umso höher waren meine Erwartungen an das Sequel.

Einmal Apokalypse bitte

Ich bin also zugegebenermaßen ziemlich gespannt, als ich mich in den Kinosessel lümmele. Die Lorbeeren, die der Film bereits in den USA gesammelt hat (dortiger Kinostart 11.07.2014), sind mehr als beeindruckend. Mit einer Mischung aus Vorfreude und vorauseilender Enttäuschung tauche ich also in die postapokalyptische Welt ab und hoffe inständig, dass das hier keine Nullnummer wird. Bilder und Meldungen im Nachrichtenstil flimmern über die Leinwand und entfalten das Szenario: “Dawn of the Planet of the Apes“, wie der Streifen im Original heißt, knüpft 10 Jahre nach dem ersten Teil an. Das vermeintliche Alzheimer-Medikament “ALZ-113” aka “Die Affengrippe”, das die Versuchsaffen zu hochintelligenten Wesen machte, hat einen Großteil der menschlichen Weltbevölkerung in einer Pandemie dahingerafft. Der klägliche Rest hat sich daraufhin in kriegerischen Auseinandersetzungen bis auf ein gerade noch überlebensfähiges Minimum dezimiert.

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© 2014 Twentieth Century Fox

Animalische Eisberge

Das erste kleine “Woaah!!” rutscht mir dann schon nach der angenehm kurzen Exposition über die Lippen, als Alpha-Affe Caesar (Andy Serkis) und seine Gefolgschaft beim Jagen gezeigt werden. Ja, genau. Jagende Affen. Auf Pferden. Die kleinen Racker haben in der Zwischenzeit ordentlich Appetit auf Fleisch entwickelt. Als ein Bär sich die Beute schnappen möchte, kommt es zu einer Szene, die deutlich macht, warum die Affen den Menschen überlegen sind. Oder kennt Ihr jemanden, der sich vor einen angreifenden Braunbären stellt, ihn abrüllt und mit den Fäusten auf der Brust trommelt? Eben. Diese animalische Urgewalt, kombiniert mit ordentlich Hirnschmalz, machen aus den Planet-der-Affen-Affen deutlich gefährlichere Wesen, als es der plötzlich lächerlich unbehaart wirkende Homo sapiens jemals sein könnte.

Spätestens als die kleine menschliche Survivalgruppe unter der Führung von Malcolm (Jason Clarke) im Wald unter eher suboptimalen Umständen auf Caesar & Co trifft und das wohl deutlichste “Geeeeeeeeeeeeeeeeht!” entgegengeschmettert bekommt, das jemals irgendjemandem entgegengeschmettert wurde, ist klar, dass das keine angenehme Geschichte für uns Menschen wird. Das Kuriose an dem Erfolg des Franchise ist ja, dass man das Ende bereits kennt: Die Affen übernehmen die Weltherrschaft. Es ist also fast ein wenig so, als würde man wieder einmal der Titanic beim Untergehen zuschauen. Nur ohne Celine Dion (wobei, das eine Schimpansenweibchen… egal).

Von Bösewichten, Helden und Gaunern

Was also macht den Reiz an der Geschichte aus? Zum einen wechselt die Erzählperspektive geschickt zwischen den beiden Lagern. Man empfindet für beide Seiten sowohl Sympathie als auch Unverständnis. Die zahlreichen Reibungspunkte (Mensch/Affe, Mensch/Natur, Mensch/Mensch, Affe/Affe) geben reichlich Zündstoff für einen dichten Spannungsbogen. Und Bonobo Koba (Toby Kebbell) gibt einen fast tarantinoesken Bösewicht, als er in einem Moment den Zirkusaffen mimt und in der nächsten Sekunde den Krieg auslöst. Die Szene, als er sich wortwörtlich zum Affen macht, um zwei tragische Dummköpfe auszutricksen, zählt zu den besten, die “Planet der Affen: Revolution” zu bieten hat.

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© 2014 Twentieth Century Fox

Die CGI-Technik ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass die computergenerierten Affen wirklich wie Affen aussehen (Hatte ich bereits erwähnt, dass die auf Pferden reiten?). Andy Serkis macht sein Andy-Serkis-Ding. Das hat er bereits bei Gollum und King Kong gemacht, und auch dem Schimpansen Caesar hat er so viel Leben eingehaucht, dass ich mich immer wieder bewusst daran erinnern musste, dass er nicht real ist. Die stets mäkelnde FAZ vergleicht ihn in “Planet der Affen: Revolution” gar mit dem späten John Wayne, und das will schon was heißen. Niemals hatten nichtmenschliche Wesen auf der Leinwand so viel Kraft und Ambivalenz.

Regisseur Matt Reeves hat eine Welt erschaffen, die ein pessimistisches, aber kraftvolles Bild des menschlichen Wesens zeichnet und uns unsere Schwächen aufzeigt. Eine der Figuren im Film sagt es so: “Wisst ihr, was so unheimlich an ihnen ist? Sie brauchen keinen Strom. Licht. Wärme. Gar nichts. Das ist ihr Vorteil. Das macht sie so stark.” Der Mensch ist ohne seine Technologie nackt. Wir sind zerbrechliche, schwächliche Kreaturen, die sich die Weltherrschaft mit fiesen Tricks ergaunert haben. Und irgendwann fällt uns vielleicht versehentlich das Ass aus dem Ärmel.

http://youtu.be/bzJzK5fnpaU&w=675

[Trailer Direktlink für Mobiluser]

Marvin Mügge

Marvin Mügge

Weltraumpräsident at Weltenschummler
Gonzo-Journalist. Hat als Einziger das Ende von Lost verstanden und eine hohe Trash-Toleranzgrenze. Serienaddict, Kinogänger, Medienkritiker, GIF-Sammler und gescheiterter Physiker. Gründer von Weltenschummler.
Marvin Mügge
- 2 Tagen ago
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